Wenn wir von Entwicklungspotenzial sprechen, meinen wir häufig nicht damit, die eigenen Stärken zu stärken. Sondern die eigenen Schwächen abzumildern oder sogar auszumerzen. Dort soll also der größere Hebel für unsere Entwicklung liegen. Das sehen wir beim StärkenEffekt natürlich ganz anders. Wir zeigen euch, warum es viel sinnvoller ist, wenn wir unsere kostbare Zeit dafür verwenden, unsere Stärken weiter auszubauen.

Schwächen schwächen beginnt schon in der Schule

Vorschulkinder sind selbstbewusst und begeistert von den eigenen Fähigkeiten.

„Ich kann gut malen und tanzen!“

„Ich bin die Beste beim Sport.“

Sie sprudeln vor Energie. Schon in der Grundschule wird uns allerdings diese Begeisterung regelrecht abtrainiert. Der Fokus liegt vor allem darauf, was wir noch nicht so gut können.

Das Minus-Rechnen fällt Tim noch schwer.
Hannah hat Schwierigkeiten, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren.
Und Jennifer erledigt immer noch nicht selbstständig ihre Aufgaben.

Häufig wird den Eltern geraten, an diesen „Entwicklungsfeldern“ – gemeint sind natürlich Problemfeldern – zu arbeiten. Die Individualität des Kindes steht nicht im Vordergrund. Sondern eher Gleichschaltung mit der Norm.
Vielleicht kann Tim noch nicht so gut subtrahieren, dafür ist er aber sehr kreativ. Leider ist seine Kreativität fürs Übertrittszeugnis irrelevant. Pech gehabt, Tim. Wer keine guten Leistungen in den Kernfächern hat, ist gezwungen, die Schwächen auszumerzen. Der Druck, die Schwächen zu beseitigen, fängt heute schon in der Vorschule an.

Schwächen schwächen in der Arbeitswelt

Ähnlich sieht es in der Arbeitswelt aus. Wenn jemand zur Führungskraft befördert wird, liegt der Fokus darauf, was ihr/ihm noch fehlt, um gut führen zu können. Dahinter zeigt sich die Haltung, dass es das eine Führungsbild gibt, wie ein Mensch zu sein hat, der diese Rolle übernimmt. Allein das ist schon fragwürdig. Aber einen Menschen umkrempeln zu wollen, sodass er in diese Schablone reinpasst, ist im Grunde übergriffig.

Der Mayer beherrscht seine Zahlen aus dem Effeff. Nur muss er noch mehr Biss entwickeln, wenn er was werden will.

Also schickt man „den Mayer“ dann auf Fortbildungen wie „Clever kontern“ oder zu Verhandlungsseminaren, um ihm die nötige Toughness zu vermitteln. Diese Schwäche muss schließlich ausgemerzt werden, wenn er funktionieren soll.

Was dabei übersehen wird: Vielleicht führt Herr Mayer ja deswegen so erfolgreich, weil er seine Empathie und Harmonie zum Einsatz bringt. Seine Leute vertrauen ihm und würden für ihn durch dick und dünn gehen.
Kommt er vom Seminar mit mehr Biss zurück, würde er wahrscheinlich das Vertrauen seines Teams auf Spiel setzen. Und er müsste sich auch ordentlich verstellen und eine Rolle spielen, die ihm nicht steht.

Schwächen ausmerzen kostet Energie

Natürlich können wir bis zu einem gewissen Grad nahezu alles erlernen. Allerdings ist das mit einem enormen Aufwand verbunden. Und es gibt eine natürlich Grenze.
Wenn ich überhaupt nicht kreativ bin, dann kann ich mir zwar Kreativitätstechniken draufschaufeln. Ein zeitgenössischer Leonardo Da Vinci werde ich deswegen wohl trotzdem nicht werden. Das Erlernen des Kreativseins wird mich außerdem ordentlich Kraft kosten. Und die Begeisterung hält sich wahrscheinlich auch stark in Grenzen, wenn ich kein Interesse an der Tätigkeit habe.

Im Vergleich zu jemandem, der von Kindesbeinen an, verrückte Ideen gesponnen hat und sich kreativ betätigt hat, wird mir das Erlernen deutlich schwerer fallen und mir Energie rauben. Die/der Kreative wird mich mit Leichtigkeit auf der Außenbahn überholen. Und dabei auch noch Freude empfinden, weil sie/er genau im eigenen Element ist.

ROI oder Worauf willst du deine Energie verwenden?

Eines der kostbarsten Güter, das wir haben, ist Zeit. Wir müssen uns entscheiden, ob wir sie damit verbringen wollen, an unseren Schwächen herumzuschrauben, was uns ordentlich Energie zieht.
Oder ob wir lieber das ausbauen, was unserem Naturell entspricht. Wenn wir unsere Stärken stärken, können wir unser neu erworbenes Wissen viel schneller zur Anwendung bringen. Wir spielen uns leichter. Es macht uns Freude. Und wir sind motivierter, das nächste Level zu erreichen. Außerdem werden wir als Expert*in auch wertvoller für unser Umfeld. Im BWL-Sprech: Der Return of Invest ist bei Stärken stärken deutlich höher.

Wie soll ich dann mit meinen Schwächen umgehen?

Uns ist selbstverständlich bewusst, dass alle Menschen auch Schwächen besitzen. Auch wenn wir die Stärkenbrille aufhaben, wollen wir realistisch bleiben. Und ja, manche Schwächen stehen uns in der beruflichen und auch in der privaten Entwicklung einfach im Weg.

Es gibt charmantere Wege, mit seinen Schwächen umzugehen, als sie ausmerzen zu wollen. Hier drei Ideen, die du leicht umsetzen kannst.

1) Unterstützer-Stärken aktivieren
Du kannst dir die Frage stellen: Welche meiner Stärken helfen mir, damit meine Schwäche nicht so stark ins Gewicht fällt?
Ein Beispiel: Vielleicht bin ich nicht besonders flexibel und komme ins Schleudern, wenn viel Unvorhergesehenes auf mich zukommt. Meine Stärke Planung kann mir gute Hilfestellung für solche Situationen geben. Ich kann mir im Vorfeld einen Plan B, C und D für unterschiedliche Szenarien überlegen.

2) Hilfsmittel einsetzen
Vielleicht bist du jemand, der/dem es schwer fällt, eine tägliche Routine zu entwickeln. Du könntest deinen Smartphone-Kalender nutzen, der dir in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen kleine, elektronische Tritte in den Allerwertesten gibt. Außerdem gibt es unzählige Apps, die deine Zielerreichung erleichtern.

3) Kongeniale Partner*innen finden
Du musst nicht alles alleine machen. Anstatt an deiner Schwäche herumzuschrauben, kannst du jemanden um Hilfe bitten, der auf diesem Gebiet bewandert ist. Entweder kann sie/er die Aufgabe ganz für dich übernehmen oder dir zumindest Hilfestellung geben. Expert*innen geben in den allermeisten Fällen gerne ihr Wissen weiter und sie wissen vor allem, welche Schritte, Hilfsmittel und Tricks am effektivsten sind, damit deine Schwäche nicht zum Vorschein tritt.

Stärken stärken schenkt dir mehr Energie

Wann lernst du am schnellsten? Wenn die Aufgabe deinen Stärken entspricht. Ganz einfach. Außerdem verfügst du in diesen Bereichen häufig auch über Erfahrungswissen, denn: Zu Aufgaben, die gut zu deinen Stärken passen, zieht es dich förmlich hin. Das sind die Aufgaben, die dir Freude bereiten und bei denen du dich wirksam empfindest. Klar, weil es geht ja auch ordentlich was voran, wenn du deinen Stärken einsetzt. Zu verstehst instinktiv, was es braucht, um auf das nächste Level zu kommen. Und es reizt dich auch, wieder ein Stück besser zu werden. Die nächst größere Nuss zu knacken.

Natürlich kann es auch sehr anstrengend sein, seine Stärken einzusetzen. Das ist aber „das gute Anstrengend“. Du bist zwar am Ende des Arbeitstags geschafft, aber es stellt sich ein zufriedenes Gefühl in der Magengegend ein, weil du weißt, dass heute ordentlich was vorangegangen ist.

Stärken stärken ist gut für deine Resilienz

In unserem Blogartikel „Resilienz und die Bedeutung von Stärken“ gehen wir ausführlich drauf ein, warum Stärken voll auf dein Resilienzkonto einzahlen. Kennst du deine Stärken, entwickelst du ein gesundes Selbst-bewusst-sein:

„Egal, was kommt, ich werde das schon irgendwie wuppen.“

Durch das Bewusstmachen deiner eigenen Stärken wächst deine Resilienz, was sich in Zeiten voller Stress auszahlen wird. Hier geht’s direkt zum Blogartikel.

Wie startest du dein Projekt „Stärken stärken“?

Mit diesen einfachen Schritten kommst du deinen Stärken einen großen Sprung näher:

1) Selbsteinschätzung

Schreib dir 2-3 Situationen auf, in denen du genau in deinem Element warst. In denen du aus deiner Sicht erfolgreich warst und einfach richtig gute Arbeit geleistet hast.
Welche Stärken haben dir dabei geholfen, diese Situationen zu meistern?
Halte unter jeder Situation mindestens 5-6 Stärken (gerne mehr) fest, die dir geholfen haben, diese Erfolge zu erzielen.

2) Feedback aus deinem Umfeld

Diese Fragen kannst du 3-4 Menschen aus deinem Umfeld via Mail schicken:

„Welche Stärken sind aus deiner Sicht bei mir besonders ausgeprägt?“

„Bei welchen Tätigkeiten erkennst du, dass ich genau in meinem Element bin?“


„In welchen Situationen bin ich besonders wertvoll für die Gruppe/für´s Team?“

3) StärkenRadar


Unser Online Check StärkenRadar präsentiert dir innerhalb einer Viertelstunde deine Top8 Stärken. Inklusive einer einfach verständlichen Erklärung für jede Stärke und vielen Infos zu deinen Bedürfnissen und zu den Rollen, die du mit deinen Stärken gut ausfüllen kannst. Hier kommst du direkt zum Online Check.

Dein Invest in deine Stärken: schlanke 29.- Euro.

4) Stärke deine Stärken


Setze gezielt deine Stärken ein. Suche dir bei der Arbeit Aufgaben, die du mit deinen Stärken gut ausfüllen kannst. Der Effekt wird enorm sein: Die Arbeit wird dir leichter von der Hand gehen und sie wird dir Freude bereiten. Du wirst auch merken, dass du mehr schaffst und dass dein Selbstbewusstsein wächst. Einfach weil du weißt: „Ich werde die Aufgabe meistern. Ich bringe ja alle Stärken dafür mit.“

Wenn du noch einen Schritt weiter gehen möchtest, empfehlen wir dir eine unserer Lieblingsübung: Die Betriebsanleitung für mich selbst. Du findest sie in diesem Blogartikel.

Und falls du dir Unterstützung oder eine Abkürzung zu deinen Stärken wünschst, schreib uns gerne. Wir geben dir eine Empfehlung, welche*r unserer StärkenCoachs ein*e gute*r Sparringspartner*in für dich ist. Schick uns gerne eine Mail an: sebastian@staerkeneffekt.de