In unserem Kulturkreis hat sich seit Jahrzehnten der Spruch “Eigenlob stinkt” eingenistet und treibt sein Unwesen. Er schürt die Angst, als überheblich oder selbstverliebt abgestempelt zu werden, wenn wir über die eigenen Stärken sprechen. Was dazu führt, dass wir unsere Stärken entweder gar nicht kennen oder sie nicht annehmen können. Geschweigedenn gerne und offen über sie zu sprechen. Es wird Zeit, das schädliche Mantra „Eigenlob stinkt“ aus unseren Köpfen zu schmeißen.
So schleicht sich „Eigenlob stinkt“ in unsere Köpfe
Im Kindergarten ist das Selbstbewusstsein meistens noch gut ausgeprägt:
„Ich kann richtig gut klettern.“
„Ich kann ganz schön singen.“
„Ich bin die beste Legobauerin der Welt.“
Spätestens in der Schule werden wir dann darauf getrimmt, uns nicht in den Vordergrund zu drängeln oder zu zeigen, was wir gut können.
Und der Fokus liegt viel zu oft auf dem „Verbesserungspotenzial“. Ein fancy Wort für: Das kannst du noch nicht so gut. Wir sollen also eher unsere Schwächen ausmerzen, als an unseren Stärken zu arbeiten.
Das Selbstvertrauen sinkt und uns wird regelrecht abgewöhnt, über unsere eigenen Stärken zu sprechen. Wir richten Stück für Stück unsere Aufmerksamkeit auf unsere Schwächen. Denn Schwächen auszumerzen erscheint nobler, als die eigenen Stärken auszubauen.
Ende vom Lied: Unser Fokus liegt auf unseren Schwächen
„Eigenlob stinkt“ sickert also über die Jahre immer tiefer in unsere Köpfe. Deshalb wissen die meisten Menschen ziemlich genau, was sie nicht können. Wenn ich dich darum bitte, innerhalb von 30 Sekunden so viele Schwächen von dir wie möglich aufzuschreiben, wird die Liste sicher lang sein. Zumindest länger als die Liste deiner Stärken, die du in 30 Sekunden anfertigen könntest.
Wir haben klar vor Augen, was uns fehlt und wo wir „unzulänglich“ sind. Befeuert wird unser Fokus auf die Schwächen dummerweise auch noch durch ein weitere völlig überflüssige Angewohnheit von uns:
Wir vergleichen uns mit anderen.
„Ich wäre gern so sportlich wie Maike.“
„Stefan ist ein um Klassen besserer Koch als ich.“
„Marion ist einfach ein Vollblut-Mutter. Da kann ich nicht mithalten.“
Der Vergleich macht uns in den meisten Fällen unglücklich. Und wir machen uns damit klein. Kleiner als wir sind.
Wir kennen unsere Stärken nicht
So genau wir über unsere Schwächen Bescheid wissen, so unscharf ist unser Blick auf die eigenen Stärken.
Wir haben vielleicht ein unbestimmtes Bauchgefühl wie:
„Ja, ich kann schon ganz gut mit Menschen.”
„Allzu dumm stell ich mich nicht an, wenn’s um Zahlen geht.“
„Wenn es irgendwas zum Organisieren gibt, dann bekomm ich das schon hin.“
Die eigenen Stärken wirklich zu benennen, fällt den meisten Menschen allerdings sehr schwer. Alex Linley spricht in seiner Studie davon, dass 2/3 der Menschheit die eigenen Stärken nicht kennt.
Zum einen kann es wirklich sein, dass wir über die Jahre ein gewisses Taubheitsgefühl für unsere Stärken entwickeln.
Zum anderen fehlen uns häufig einfach die Begrifflichkeiten, um das zu beschreiben, was wir gut können.
Abhilfe schafft unser hauseigener StärkenCheck, das StärkenRadar. Es filtert innerhalb von 15 Minuten deine TOP 8 Stärken heraus. Und jede dieser Stärken wird natürlich noch eingängig erklärt.
Hier ein Überblick über unsere 24 Stärken:
Hier geht’s zum StärkenRadar.
Wir spielen unsere Stärken gerne herunter
„Eigenlob stinkt“ ist bei den allermeisten so tief verankert, dass wir glauben, unsere Stärken wären überhaupt nichts Besonderes. Wir spielen unsere Stärken gerne runter: „Naja, so toll ist das auch wieder nicht. Das können andere auch. Vielleicht sogar besser.“ Wo wir auch wieder beim Vergleich mit anderen wären.
Was diesen Effekt noch verschärft: eine Aufgabe verlangt uns weniger Anstrengung ab, wenn wir unsere Stärken einsetzen. Es fühlt sich ganz natürlich für uns an. Also kann es ja nichts Besonderes sein.
Dadurch bemerken wir nicht – oder wollen nicht bemerken – dass wir gerade mit unseren Stärken einen wertvollen Beitrag leisten.
Warum es eine verdammt gute Idee ist, die eigenen Stärken zu kennen
Die Positive Psychologie belegt nach jahrzehntelanger Forschung, dass Menschen mit einem gesunden Selbstbewusstsein stressresistenter sind, engere Bindungen zu anderen aufbauen, optimistischer in die Zukunft blicken, glücklicher sind und sogar länger leben.
Mit gesundem Selbstbewusstsein ist die Haltung gemeint „Egal was kommt, ich werde es schon hinbekommen.”
Deine Stärken sind dabei wie Werkzeuge, die du in unterschiedlichen Situationen zum Einsatz bringen kannst. In einer Welt, die sich immer schneller zu ändern scheint, geben dir deine Werkzeuge Stabilität und Sicherheit.
Stärken stärken – statt Schwächen auszumerzen
Das eigentliche und echte Entwicklungspotenzial liegt nicht im Ausmerzen von Schwächen. Du kannst eine nicht-kontaktfreudige Führungskraft auf fünf Small-Talk-Seminare schicken und sie wird immer noch inständig beten, dass die Aufzugtür zugeht, bevor jemand zu ihr in den Aufzug steigt.
Das deutlich größere Potenzial liegt in den Stärken der Menschen: Wenn ich etwas gut kann, geht es mir leichter von der Hand, ich bin schneller als andere, ich liefere höhere Qualität ab und ich bin deutlich motivierter.
Drei Schritte: Stärken erkennen, annehmen und einsetzen
Im ersten Schritt gilt es also, deine eigenen Stärken zu erkennen. In unserem Blogartikel „Was sind meine Stärken“ verraten wir dir, wie du deinen Stärken auf die Schliche kommst.
Im zweiten Schritt müssen wir lernen, „Eigenlob stinkt“ aus unseren Köpfen herauszuschmeißen.
Das neue Mantra muss heißen:
„Eigenlob STIMMT“.
Nur dann ist es uns möglich, unsere eigenen Stärken anzunehmen und unser Potenzial zu erkennen.
Zuletzt können wir dann noch schauen, wo wir am wertvollsten für unser Umfeld sind und unsere Stärken ganz gezielt zum Einsatz bringen. Das ist gut für uns selbst. Und für unser Umfeld. Win-win. Und so soll’s sein.