Kennen wir unsere Bedürfnisse, wissen wir auch, was wir brauchen, um gut arbeiten zu können.
Kennen wir die Bedürfnisse unserer Kolleg*innen, wissen wir, wie wir mit einander umgehen können. Ein echtes Win-Win für uns und unsere Team- und Unternehmenskultur.

Jede Stärke hat Bedürfnisse im Gepäck

Jede unserer Stärken bringt Bedürfnisse mit sich:

Menschen mit stark ausgeprägter Fokussierung brauchen klare Ziele. Stark empathische Leute brauchen Menschen um sich herum. Isolierst du sie, gehen sie ein. Leute mit Meta-Ebene oder Logik brauchen viel Zeit für sich selbst zum Nachdenken.

Häufig sind wir uns unserer Bedürfnissen gar nicht so bewusst. Wir spüren zwar, dass wir uns nicht wohl fühlen oder dass etwas fehlt. Aber genau festzumachen, woher dieses Gefühl kommt, fällt uns schwer.

Beschäftige ich mich mit meinen Bedürfnissen, wird mir schlagartig klar, woran es liegt:

Meine Flexibilität sehnt sich nach Abwechslung. Ich suche also nach Neuem.
Mein Vertrauen sehnt sich nach einem stärken „Wir-Gefühl“ und leidet unter den politischen Spielchen enorm.
Meine Struktur ärgert sich, dass die Prozesse schlampig und halbherzig aufgesetzt wurden.

„Weg von“ und „Hin zu“

Wir Menschen sind Weltmeister darin, zu wissen, was wir nicht wollen. Und es fällt uns gleichzeitig schwer, genau zu beschreiben, wo es uns hinzieht. Wir kennen also unser „Weg von“ viel besser als unser „Hin zu“.

Die Beschäftigung mit den eigenen Bedürfnissen schafft deutlich mehr Klarheit. Sie zeigt auf, welche Bedürfnisse gerade überhaupt keine Luft bekommen oder sogar mit Füßen getreten werden.

Dein Bedürfnisse sind aber auch Wegweiser, in welcher Umgebung du dich besonders wohl fühlst.

Ein flexibler Mensch fühlt sich in einem agilen Umfeld wie ein Fisch im Wasser.
Jemand, der Struktur und Ordnung liebt, ist vielleicht besser aufgehoben, wo ihr/ihm bereits am Morgen klar ist, was den ganzen Tag zu tun ist. Ohne Überraschungen.

Ganz unten in diesem Artikel schenken wir dir eine Übung um dein „Weg von“ – aber noch viel wichtiger – dein „Hin zu“ deutlicher zu skizzieren. (Ideal- und Ist-Zustand)

Aus Bedürfnissen werden Werte

Bedürfnisse steuern unser Denken, Handeln und Fühlen. Es zieht uns – bewusst oder unbewusst – zu Aufgaben hin, die unseren Bedürfnissen entsprechen. Oder wir machen eben einen großen Bogen um diese Tasks herum.
Bedürfnisse können so stark sein, dass sie sogar unseren Wertekanon beeinflussen.

Hier ein paar Beispiele:

Jemand mit der Stärke „Umsetzung“ möchte nicht warten. Sie/er möchte Dinge anpacken und fertig machen. Werte, die daraus entstehen können:
+Proaktivität
+Aufgaben bis zum Ende durchführen

Menschen, die „Vertrauen“ als ausgeprägte Stärke in sich tragen, brauchen enge Bindungen in ihrem Umfeld. Daraus können folgende Werte entspringen:
+Wir statt Ego
+Ehrlichkeit
+Verlässlichkeit

Bedürfnisse und Zusammenarbeit

Stell dir vor, deine Kolleg*innen kennen deine Bedürfnisse. Sie wissen genau, wie dein „Weg von“ und dein „Hin zu“ aussehen. Sie können viel gezielter mit dir kommunizieren.

Angenommen, du hast ein starkes Bedürfnis nach Logik, dann wissen sie, dass solche Aussagen auf taube Ohren bei dir stoßen: „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir zu viele Fehltage haben.“
Nehmen sie dein Bedürfnis ernst, werden sie ganz auf dich zugehen: „Ich hab mir mal die Zahlen von HR geben lassen. Wir haben 22% mehr Fehltage als im Quartal 2. Wir sollten dringend etwas unternehmen.“

Und stell dir zusätzlich vor, du kennst die Bedürfnisse jeder*s einzelnen Kolleg*in. Wie viel gezielter könntest du auf die Leute zugehen? Wie viel leichter würde euch die Zusammenstellung eines Projektteams gelingen, wenn ihr das „Hin zu“ eurer Team-Kolleg*innen kennt?

Es lohnt sich also, die eigenen Bedürfnisse besser auf dem Schirm zu haben. Und die Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollgen zu kennen. Hier verraten wir euch, wir ihr das bewerkstelligen könnt.

3 Möglichkeiten, deinen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen

1) Das StärkenRadar als Abkürzung

Unser hauseigener StärkenCheck, das StärkenRadar, ermittelt innerhalb von 15 Minuten deine Top 8 Stärken. Und es verrät dir zu jeder Stärke, welche Bedürfnisse dahinter verborgen sind. Hier geht’s direkt zur StärkenRadar Website.

2) Eine Betriebsanleitung für dich selbst

In diesem Blogartikel hier zeigen wir dir, wie du Schritt für Schritt eine Betriebsanleitung für dich selbst verfassen kannst. Bedürfnisse spielen dort eine zentrale Rolle. Wenn jede*r von euch im Team eine Betriebsanleitung für sich selbst verfasst, könnt ihr sie den Kolleg*innen zur Verfügung stellen. So wisst ihr, wie jede*r tickt und wie ihr geschmeidiger mit einander umgehen könnt.

3) Ideal- und Ist-Zustand

Das ist eine unserer Lieblingsübungen. Und so kannst du sie Schritt für Schritt durchführen.

a) Beantworte bitte folgende Fragen schriftlich:

In welchen Situationen bin ich genau in meinem Element?
Welche Bedürfnisse kann ich hier voll ausleben?

Fertige je eine Liste deiner Bedürfnisse an, die du in der jeweiligen Situation ausleben kannst.
(Flexibilität, Nähe, Zeit für mich, Umsetzung, Klarheit, Miteinander, Ordnung, Neues erschaffen…)

b) Falte ein DinA4 Blatt in der Mitte. Die obere Hälfte bekommt die Überschrift „Ideal-Zustand“. Die untere: „Ist-Zustand“.

c) Notiere in der oberen Hälfte deine wichtigsten Bedürfnisse. Je wichtiger ein Bedürfnis ist, desto mehr Platz soll es einnehmen. Du kannst also den Rahmen um den Begriff je nach Wichtigkeit für dich größer oder kleiner wählen. Damit hast du deinen Ideal-Zustand beschrieben.

d) In der unteren Hälfte kannst du die Ist-Situation darstellen: Bedürfnisse, die du im Moment gut ausleben kannst, werden größer dargestellt als solche, die im Moment einfach zu kurz kommen. Bedürfnisse, die du im Moment gar nicht ausleben kannst, kommen nicht mit auf’s Blatt.

e) Schau dir die beiden Hälften an und halte deine Erkenntnisse fest:

Welche Bedürfnisse kommen zu kurz?
Was findet im Moment gar keinen Raum?
Welche Bedürfnisse aus dem Ideal-Zustand möchte ich besser in mein Leben integrieren?

Und die wichtigste Frage:

Wie könnten erste einfache Schritte dazu aussehen?

Viel Freude bei der Umsetzung. Lass es uns gerne wissen, wenn dir die Übung einen Mehrwert gebracht hat.