Die neueste Ausgabe des NeueNarrative Magazins* hat Co-Kreation zum Thema.
Co-Kreation hat unsere Arbeitsweise komplett auf den Kopf gestellt. Es war nicht immer witzig. Zwischenzeitlich sehr schmerzhaft. Aber mit das Beste, was uns passieren konnte.

Ohne Co-Kreation hätte es das StärkenRadar wohl nie gegeben

Lange Zeit habe ich meine Workshops bis ins kleinste Detail vorbereitet. Ich wollte keine Fehler machen und hab es mir stark zu Herzen genommen, wenn dann doch ein Fehler passiert ist. Verantwortungsbewusst zu sein, ist natürlich erst mal eine feine Sache. Allerdings gibt´s eben auch ein Zuviel. Ich war schon sehr streng mit mir selbst. Wenn das Konzept noch nicht zu 100% „fertig“ war, wurde eben bis in die Nacht gearbeitet. Und ich war deutlich zu streng zu mir selbst, wenn etwas schief gelaufen ist. Meine interne Fehlerkultur war eher ärmlich ausgeprägt.

Viele Projekte sind in der Schublade versauert, weil sie „noch nicht ganz fertig“ waren.

Die Arbeit an den letzten Details hat mir meistens die Freude am Projekt verdorben. Das gleiche Schicksal hätte vermutlich auch unseren hauseigenen StärkenCheck ereilt.

Was bedeutet Co-Kreation?

Co-Kreation bedeutet, die Kund*innen schon ganz früh in Entwicklungsprozess eines Produkts oder einer Dienstleistung mit einzubeziehen. Und zwar wirklich früh. Das heißt, schon bei ersten Ideen, wie das Ergebnis oder die Website ausschauen könnte, kannst du dir Feedback von den Kund*innen holen. Je früher desto besser, weil du durch das Feedback unfassbar viel lernen kannst. Was braucht meine Kundschaft wirklich? Welche Bedürfnisse wollen wir ansprechen? Was liefert einen echten Mehrwert für die Kund*innen? Welche Schmerzpunkte (Painpoints) können wir mit unserem Produkt/Dienstleistung mildern oder beseitigen?

Co-Kreation als Mittel gegen Perfektionismus

Agile Arbeitsweisen wie Design Thinking, Lean Startup und Scrum haben unsere Arbeitsweise von Grund auf geändert.

Was machen wir jetzt anders?

Hier kommen die „Regeln“, mit denen wir unseren Perfektionismus einbremsen können:

_Frag deine Kund*innen: nicht du entscheidest, was deine Kund*innen brauchen, sondern sie selbst
_Hole deine Kund*innen so früh wie möglich in den Entwicklungsprozess mit rein
_Baue erst einmal kleine Prototypen (Onepager, Mockups…) und zeige sie potenziellen Kund*innen. Oft genügen auch ganz einfache Zeichnungen mit Stift und Papier, um eine Idee zu zeigen

_Aus einem Fehler oder einer Fehlannahme lernst du häufig deutlich mehr, als wenn etwas gut funktioniert
_Geh mit der 80% Lösung auf den Markt und lerne von den ersten Feedbacks. Du kannst nicht alles voraussehen. Richtig gut wird dein Produkt oder deine Dienstleistung erst durch´s Feedback der Nutzer*innen.

Unseren StärkenCheck haben wir mit unseren Kund*innen zusammen entwickelt

Bevor die erste Zeile für´s StärkenRadar programmiert war, haben wir Feedback von unseren Kund*innen eingeholt. Aufwändig aber sehr erhellend. Hier ein paar Stationen:

_Interviews mit Kund*innen, was sie an bereits bestehenden Tests stört und was sie sich von einem StärkenCheck erwarten
_Die ersten Prototypen waren noch auf Papier gedruckt und wurden mit dem Stift ausgefüllt
_Die nächste Entwicklungsstufe waren dann Excel-Tabellen. Später sogar klickbare Tabellen. Fancy!
_Gefolgt von MockUps unserer Websites
_Dann gab es wieder Papier-Prototypen unserer Auswertung
_und erst dann haben wir erste HTML-Programmierungen gezaubert

Von Feedbackschleife zu Feedbackschleife

Nach jedem Zwischenschritt haben wir wieder Feedback von Kund*innen eingeholt. Manchmal waren wir ganz schön stolz auf´s Feedback. Viel häufiger gab es erstmal herbe Enttäuschungen. Die Rückmeldungen waren teilweise knallhart:

„Bei dem Abschnitt weiß ich überhaupt nicht, was ihr von mir wollt.“
„Die Bezeichnungen eurer Stärken hören sich nach Horoskop an.“
„Das soll eure ganze Auswertung sein? Da hätt ich mir schon mehr erwartet.“

Das tat weh. Und ja, wir mussten erst einmal lernen, damit umzugehen. Die allererste Reaktion wäre bei mir normalerweise gewesen, unser Produkt zu verteidigen. Und vielleicht sogar ein bisschen sauer auf die/den Feedbackgeber*in zu sein. Es ist gerade am Anfang wirklich nicht leicht, die eigenen Ansprüche, den eigenen Perfektionismus und auch das eigene „Expertentum“ („Ich arbeite seit 10 Jahren in der Branche. Ich weiß, was die Leute brauchen“) zurückzustellen.

Wir haben allerdings gelernt, unsere Egos ein bisschen zurückzuschrauben. Schließlich haben wir nach absolut ehrlichem Feedback gefragt. Zweitens haben wir gemerkt, dass es jedes Mal einen Sprung nach vorne bedeutete, wenn wir eine Lösung für die Probleme/Bedürfnisse unserer Kund*innen gefunden hatten.

Erste Schritte Richtung Co-Kreation

Hier zwei Tipps, wie ihr den co-kreativen Gedanken in eure Arbeit einpflanzen könnt:

_Holt euch schon in ganz frühen Entwicklungsstadien die Meinung von Kolleg*innen und im Idealfall von Kund*innen. Ein OnePager eurer Idee ist schnell in Word gebastelt. Manchmal reicht auch die Serviette und ein Kugelschreiber beim Mittagessen.

_Trefft euch mit Kund*innen und bittet sie ganz offen um Unterstützung: „Wir wollen XY entwickeln. Und wir wollen, dass das Produkt richtig gut wird. Wir haben schon erste Ideen, sind aber nicht sicher, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Deshalb würden wir uns sehr freuen, wenn du uns deine ehrliche Meinung zu dieser ersten Ideenskizze sagst.“

Viel Freude mit den ersten co-kreativen Schritten 🛠

 

 

*NeueNarrative ist ein Magazin, das sich um die neue Arbeitswelt kümmert. Schlau recherchiert, wunderschön designed. Wir empfehlen immer gerne das Abo: https://www.neuenarrative.de/abo/